AitelfliegeKleinSW Geschichte der Bavaria Fliegen Bannerfliegeklein

Die Geschichte der Fliegenbindeanstalt Bavaria

(von Rolf Renell, mit Ergänzungen)

Die Bavaria Fliegenmanufaktur wurde 1945 Jahre im Bayerischen Hollfeld gegründet, von der Familie Bischoff.
Zu dieser Zeit gab es keinen Anbieter mit einer großen Palette an künstlichen Fliegen auf dem deutschen Markt, ein lohnendes Ziel im damaligen Nachkriegs-Wirtschaftsboom.
Diese Marktsituation und die regionale Lage zum bekannten und von Fliegenfischern aus aller Welt frequentierten Fluss Wiesent bestärkte die Firma Bischoff/Bavaria zu diesem Schritt.
Als Muster wurden zunächst die klassischen Trockenfliegen gefertigt, galt zur damaligen Zeit die Trockenfischerei als höchstbeachtete Kunst in der Zunft der Fliegenfischer. Die Gesamtpalette wurde in den folgenden Jahren auf über 200 verschiedene Muster in allen Kategorien ausgebaut. Hergestellt wurden die Muster in eigenen Räumen in Hollfeld von angestellten Bindern (Vollzeit,  Aushilfen und Heimarbeit etc.) in den Hochzeiten ca. 30-40 Personen.  Bei  Beginn waren es ein paar wenige „professionelle“ Binder, wahrscheinlich im Vorfeld mit Wissen und Ambitionen zum Thema Fliegenfischen und Fliegenbinden, weitere Mitarbeiter waren nötig für die Gesamtproduktion. Da die Anfragen und Verkäufe auf dem Markt  stiegen, musste man weitere angelernte Zuarbeiter aus dem regionalen Raum in „Heimarbeit“ beschäftigen um die Aufträge befriedigen zu können. Auch wurde hin und wieder in öffentlichen Räumen und Gaststätten gebunden, da die räumliche Situation im Hollfeld beengt war.
Zu den Anfangszeiten standen ein paar „Fachberater“ zur Seite, namentlich bekannt war ein Herr Geißler, nach ihm und seinen Entwürfen benannte man später einige Fliegenmuster welche in das ständige Bavariaprogramm aufgenommen wurden. Herr Geißler schied nach den ersten paar Jahren aus dem Beraterkreis aus unbekannten Gründen aus.
Der Verkauf der Fliegen war zu Beginn und der ersten Jahre an den Wiederverkauf an den Großhandel ausgelegt, so wurde unter anderem auch die Firma Balzer mit dem Bavariaprogramm beliefert. Durch die fast monopolistische Situation und beste Handarbeit bekam die Manufaktur „Bavaria“ einen deutschlandweiten Ruf.
Her Bischoff verstarb in diesen Jahren, der Betrieb wurde nun von Frau Bischoff geführt. In den weiteren Jahren musste man aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung un der steigenden Lohnkosten eine neue Strategie finden um sich am Markt weiter rentabel behaupten zu können. Der Fliegeneinzelpries ging in dieser Zeit deutlich in den 1,- DM Verkaufspreis, zu dieser Zeit ein relativ hoher Preis. Der Verkauf der Fliegen wurde nun nicht mehr nur über Großhändler abgewickelt sondern über direkten Verkauf an den Einzelhandel über Handelsvertreter und Verkaufsreisende. Weiterhin wurde durch Zukauf weiterer Fliegenmuster aus ausländischen Manufakturen oder dort produzierten Fliegen versucht wirtschaftlich bestehen zu können. Dieser Einfluss und Änderung ist auch bezüglich des englischen Einflusses gut in den Mustern der Zeit zu sehen.
Auch andere Fliegenproduktionen vermarkteten nun ihre Fliegen in Deutschland so dass die wirtschaftliche Luft immer knapper wurde.
Der Fliegenfischer und damals renommierte Castingmeister (National/International) Heinz Weiland betrieb in Kooperation auf eigenen Namen parallel ab 1979 die erfolgreiche Fliegenfischerschule Hammermühle bis 2001 direkt an der Wiesent in Hollfeld.

Ein Zeitzeuge schreibt hierzu:

Bavaria FischerpassIch habe 1981 bei Heinz Weiland einen Wurfkurs gemacht. An der Wiesent, einige hundert Meter unterhalb von Hollfeld. Meinen "bavaria-Fliegenfischerpaß" habe ich heute noch. Siehe Anlagen. Bin heute noch beeindruckt, wie er eine ganze Schnur ins Gras legte oder auf's Wasser.
Er war damals stark mit Bavaria verbunden (hatte aber schon eine Wohnung in Waischenfeld), und nach dem Werfen wurde eine obligate Werksbesichtigung (mit Gelegenheit zum Kauf div. Produkte…) durchgeführt. Damals saßen noch ca. 10-15 Damen in einem Raum und haben Fliegen gebunden. Von Anfang bis Ende. Außerdem waren damals etliche Frauen als Heimarbeiterinnen tätig, das ist richtig.
Bindeabende wurden im Gasthaus "Taube" durchgeführt. Dort konnte man damals noch frischen Fisch (Forelle, Äsche) direkt aus dem Wasserkasten (Hälterungskasten) hinter dem Haus in der Kainach bestellen. Ich glaube, die "Taube" gibt's nicht mehr. Am Zusammenfluß Kainach/Wiesent in Hollfeld konnte man Marmorata-Forellen von der Brücke aus sehen !!! War damals ein Einbürgerungsversuch.
Erwähnenswert ist vielleicht auch, daß Bavaria zu Zeiten des Bischoff eine Vertretung von Pezon & Michel –Ruten hatte. Das war schon was. Aber als ich dort war, gab es "nur noch" Glasfaser- und Kohlefaserruten. Leider.

Verschiedene Optionen und Geschäftsideen, wie z.B. eine Erweiterung des allein zu unlukrativen Bereiches „Fliegenfischen“ auf grundsätzlichen Handel und Vertrieb von Angelgerät unter oder mit dem eingeführten Namen „Bavaria führte zu keinem Erfolg, so dass ein Verkauf beschlossen wurde. Zu diesem Zeitpunkt waren noch 5-7 Binder in Hollfeld tätig.
Ein neuer Besitzer übernahm Anfang 1979 die Räumlichkeiten und Firmenverhältnisse. Änderungen und Erweiterungen in der Angebotspalette (Vertrieb von Angelgerätezubehör etc. ) wurden nötig um überhaupt eine wirtschaftliche Existenz zu sichern, der Fliegenvertrieb (reiner Import) macht bis heute nur noch einen sehr kleinen Teil dabei aus. Der Name Bavaria wurde und wird seitdem nicht mehr benutzt.
Die Angaben erheben keinen Anspruch auf Richtigkeit und/oder Vollständigkeit. Die Angaben wurden nach Informationen eines Zeitzeugen und Beteiligten aus der Erinnerung niedergeschrieben)

Bavaria Fliegendosen (Rolf Renell)

Die Geschichte wurde in großen Teilen von Rolf Renell erstellt, ich habe die Infos weiter ergänzt

Rolf Renell

Anzeige in der “Allgemeinen Fischereizeitung” von 1970 (eingesendet von Bernhard Christian Schmall)

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Eine schöne Geschichte zur Apotheker Fliege findet Ihr auf der Webseite flyfishing-addicts.de

Anmerkung der Redaktion:  Sollten Sie andere oder weitergehende Informationen haben, teilen Sie uns das bitte mit. Ich werde diese Informationen gerne auf dieser Webseite veröffentlichen.
 

Bavaria Vorfächer:

Von Rolf bekam ich noch einige Bilder von Bavaria Fliegenvorfächern, die er von einem Fliegenfischer (Wolfram) zugeschickt bekam.

Bavaria Vorfach 1 RückseiteBavaria Vorfach 1 Rückseite

Ich habe noch 2 Bavaria-Vorfächer (unbenutzt) in meinem "Fundus von Merkwürdigkeiten" gefunden und gescannt. Jeweils vorne und hinten. Geknüpft, nicht mit Verjüngung gezogen. Und streng nach Ritz(!). Vergleiche dort Seite 101  ["Erlebtes Fliegenfischen", Müller Verlag, 1956. Bei Hebeisen's "verbesserter" Ausgabe 1978 Seite 104].

Bavaria Vorfach 2 - VorderseiteBavaria Vorfach 2 Rückseite

Übrigens, die Rezepte der Vorfächer funktionieren auch heute noch. Wer Vorfächer knüpft, kann sich an die Vorgaben halten.

 

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